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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Maxstraße: Brandmiller und Goerlich bei der FDP

Raphael Brandmiller (Stadtjugendring) und der Popkulturbeauftragte der Stadt Augsburg Richard Goerlich waren am Donnerstagabend bei der Veranstaltung „Attraktives Augsburg“ der Augsburger FDP zu Gast.

Konzeptbeauftragte Richard Goerlich (links) und Raphael Brandmiller mit Miriam Gruß

Konzeptbeauftragte Richard Goerlich (links) und Raphael Brandmiller mit Miriam Gruß


Einen Tag nach der Veröffentlichung der 17 „Konzeptpunkte zur Verbesserung der Aufenthalts- und Wohnqualität in der Maximilianstraße“, das unter Punkt 16 die „Erarbeitung eines Kulturkonzeptes zur Qualitätssteigerung der Maximilianstraße unter Einbeziehung des Stadtjugendringes und des Popkulturbeauftragten“ vorsieht, zeigte sich Brandmiller erleichtert, dass die Sperrzeit aus der Antragsvorlage von CSU und Pro Augsburg genommen wurde. Brandmiller hatte sich in der zurückliegenden Diskussion um das Maßnahmenpaket zur Verhinderung der Exzesse auf der Maximilianstraße mit Vehemenz gegen die von Ordnungsreferent Böhm und der Anwohnerschaft favorisierten Sperrzeitverkürzung gestemmt. In der 22köpfigen Gesprächsrunde, die von der FDP-Bundestagsabgeordneten Miriam Gruß umsichtig moderiert wurde, nahm der Vorsitzende des Stadtjugendrings im Nebenzimmer der „Fischerstuben“ kein Blatt vor den Mund.

„Leipprand hat hauptsächlich die Hochkultur im Blick gehabt“

Brandmiller äußerte sich zunächst „enttäuscht“ zu den Reaktionen der Anwohnerinitiative, die ohne „das Konzeptpapier zu kennen“, sich sofort dagegen positioniert hätten. „Sperrzeit ist ein weicher Standortfaktor, da sich kreative Köpfe nicht vorschreiben lassen wollen, wann sie nach Hause gehen sollen“, so Brandmiller. Die ehemalige Kulturreferentin des Regenbogens, Eva Leipprand, habe, laut Brandmiller, hauptsächlich die Hochkultur im Blick gehabt und keine Konzepte darunter entwickelt. Das sei nun anders, auch wenn das Konzeptpapier eine „Kompromisslösung“ darstelle und zu einem für alle Seiten akzeptablen Interessenausgleich führen könne. Bei der aktuellen hochgehängten Diskussion um das Alte Stadtbad könne man gut erkennen, wie schief die Prämissen in der kulturpolitischen Wirklichkeit in der Stadt derzeit verlaufen, so Brandmiller. „Immerhin streitet man nicht mehr um eine Treppe“ warf FDP-Urgestein Toni Resch dazwischen.

„Partymeilenimage ist für die Stadt nicht gut“

Richard Goerlich sieht ein großes kreatives Potenzial, eine „kulturelle Intelligenz in Augsburg“, die aber andernorts geschätzt wird. Augsburger DJs legten zum Beispiel in Barcelona auf. „Warum nicht in der Maxstraße?“, so Goerlich. Man sei keine Metropole, sondern eine „second city“ in der Größenordnung von Leipzig und um in dem Wettbewerb der second cities Punkten zu können, brauche man ein klares Profil, allerdings nicht im Sinne von Mozart, Fugger und Brecht, sondern im Sinne von subkultureller Vielfalt, an dessen Sichtbarmachung „die althergebrachten Kulturträger in Augsburg nicht interessiert sind.“ Die kulturelle Identität Augsburgs solle in seiner Vielfalt in der Maximilianstraße reflektiert werden, so Goerlich, der das Partymeilenimage der Maxstraße für die Stadt als „nicht gut“ bezeichnete. „Ich kann mir z.B. auch einen Jazzclub in der Straße vorstellen oder eine Zusammenarbeit mit dem Theater oder verschiedenen Musikern“. Ein differenzierte Konzeptvorstellung zur Qualitätssteigerung für die Maxstraße haben die beiden naturgemäß in der Kürze der Zeit noch nicht. Aber darüber, dass sich die Gastronomiekultur in der Maxstraße wesentlich verändern müsse, gab es in der Gesprächsrunde keinen Dissens.

17-Punkte-Papier vom 10. März 2010 zur Verbesserung der Aufenthalts- und Wohnqualität in der Maximilianstraße



Neben der Fortführung der bestehenden Maßnahmen ist die Verwaltung weitergehend mit der Prüfung und Kostenermittlung folgender Maßnahmen zu beauftragen:

  1. Herabsetzung der Durchgangsgeschwindigkeit von 30 km/h auf 20 km/h und Überwachung durch den Ordnungsdienst.
  2. Überprüfung des Konzepts der Parkplatzbewirtschaftung in zeitlicher und örtlicher Hinsicht in der Maximilianstraße und angrenzenden Bereichen unter Berücksichtigung der geltenden Lärmgrenzwerte.
  3. Konsequente Überwachung des Anwohnerparkens in der Innenstadt.
  4. Ausweitung des Anwohnerparkens in der südlichen Maximilianstraße zwischen Herkulesbrunnen und Ulrichsplatz unter Beibehaltung von frei verfügbarem Parkraum – bei gleichzeitiger verstärkter Ahndung sogenannter »unnötiger Fahrten« – zur Vermeidung von Verkehrslärm.
  5. Nutzungsbeschränkung der Außengastronomie auf 24 Uhr.
  6. Personelle Aufstockung des Ordnungsdienstes.
  7. Umsetzung der Einführung des Gewerbeüberwachungsdienstes mit umfassenden Gastronomiekontrollen.
  8. Sensibilisierung des Taxigewerbes in der Maximilianstraße bzgl. der Lärmemission durch zu- und abfahrende Taxis.
  9. Überprüfung der Verlegung des Taxistandes Max-Straße, Eingang Hall-Schule, in die Hallstraße gegenüber »Enchilada«.
  10. Verstärkte Durchführung von Jugendschutzkontrollen.
  11. Temporäre Aufstellung zusätzlicher Mülleimer bei Veranstaltungen durch die Veranstalter, sowie an den Wochenenden der Sommermonate durch den AWS.
  12. Bessere Beleuchtung in den Seitenstraßen.
  13. Erarbeitung eines Kooperationskonzeptes mit den Gastwirten und Gewerbetreibenden sowie den Interessengruppen der Gastronomiebesucher.
  14. Verpflichtung der Gastronomiebetriebe die Gäste auf eine Rücksichtnahme gegenüber den Anwohnern zu sensibilisieren.
  15. Errichtung einer turnusmäßig tagenden (zunächst alle 2 Monate, später alle 6 Monate) Clearing- und Monitoring-Stelle, bestehend aus Vertretern der Interessengruppen.
  16. Erarbeitung eines Kulturkonzeptes zur Qualitätssteigerung der Maximilianstraße unter Einbeziehung des Stadtjugendringes und des Popkulturbeauftragten.
  17. Einführung von gaststättenrechtlichen Reinigungsauflagen (§ 5 Abs. 1 Nr. 3 GastG) und gaststättenrechtlichen Anordnungen zur Reinigung öffentlicher Verkehrsflächen (§ 5 Abs. 2 GastG) gegenüber Betrieben, die Speisen und Getränke über die Straße verkaufen.