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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Neue Stadtbücherei: Grab greift Gribl und Weber an

Die Debatte um die Öffnungszeiten der Neuen Stadtbücherei ist seit gestern Abend ein Politikum erster Güte geworden. In einer von der Fraktion von Pro Augsburg unterzeichneten „Stellungnahme zum Stadtbücherei-Artikel und Kommentar in der AZ“ vom gestrigen Mittwoch rechtfertigt Kulturreferent Peter Grab den Verlauf der Ereignisse aus seiner Sicht und bezeichnet die Äußerungen von OB Dr. Gribl und Kämmerer Weber sowie deren „Übernahme“ der Angelegenheit als nicht nachvollziehbar.

Neue Stadtbücherei – Bild: Kleeblatt-Film

Die Stellungnahme ist zwar von der Fraktion unterzeichnet, trägt aber die Handschrift von Peter Grab, der sich auf diese Art und Weise des öfteren im Kulturausschuss zur Wehr setzte, allerdings gegen Angriffe der Opposition. In der Berichterstattung der Medien sei der Eindruck entstanden, Peter Grab setze sich nicht vehement genug für die Neue Stadtbücherei ein. „Dieser falsche Eindruck wird dadurch verstärkt, dass sich Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl sowie Finanzreferent und Bürgermeister Hermann Weber nach kritischen Medienberichten eingeschaltet haben mit dem Ziel, den status quo zu erhalten“, so die Fraktion von Pro Augsburg in „ihrer“ Stellungnahme.

Peter Grab sei aber vom Leiter der Stadtbücherei informiert worden, dass die Belastung der Mitarbeiter so extrem zugenommen habe, „dass der Krankenstand überdurchschnittlich anstieg“. Der Kulturreferent habe eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern und habe deshalb reagieren müssen, so die Fraktion von Frontmann Peter Grab, dessen Reihen in Sachen Stadtbücherei offensichtlich geschlossen hinter ihm stehen, da der Vorsitzende des Vereins Pro Augsburg, Nico Kummer, ebenfalls unterzeichnete. Peter Grab sei von Finanzreferent Weber in Kenntnis gesetzt worden, dass aufgrund der Finanzlage kein zusätzliches Personal zu bekommen wäre. Der Kulturausschuss habe mehrheitlich am 19. Juli vorgeschlagen, von den verschiedenen Lösungsansätzen die Kürzung der ersten Stunde von Montag bis Freitag vorzunehmen. Von einem Alleingang des Referenten könne deshalb nicht die Rede sein. „Auch nach dieser Kürzung ist die Neue Stadtbücherei länger geöffnet als am alten Ort und mit 45 Stunden länger geöffnet als viele andere öffentlichen Büchereien.“ In dem Schriftstück legen Grab und die Unterzeichner Wert darauf, dass die vorgesehene Kürzung vorübergehend geplant sei, und zwar nur solange, „wie diese der Haushaltslage geschuldet ist“.

"Kürzung nur solange, wie diese der Haushaltslage geschuldet ist": Kulturreferent Peter Grab

"Kürzung nur solange, wie diese der Haushaltslage geschuldet ist": Kulturreferent Peter Grab


„Fakt ist, dass daher die Äußerungen von OB Dr. Gribl und Kämmerer Weber ebenso wenig nachvollziehbar sind wie ihre „Übernahme“ der Angelegenheit“, so Pro Augsburg (und Peter Grab) im O-Ton Richtung Gribl und Weber. Kurt Idrizovic, der von Oberbürgermeister Kurt Gribl für seine Verdienste um die Stadtbücherei Ende 2009 mit der „Verdienstmedaille Für Augsburg“ geehrt wurde, wird ebenfalls ins Visier genommen: „Fakt ist, dass Kurt Idrizovic in einigen Medien mit seinen Maximalforderungen ausführlich zitiert wird, Kulturbürgermeister Peter Grab hingegen als Referent dargestellt wird, dem die ihm zugeordneten Einrichtungen offenbar egal sind – ohne dass er Stellung beziehen kann“. Idrizovic müsse sich nicht vor Stadtrat und Kämmerer für mögliche Etatüberschreitungen verantworten, der Kulturreferent schon. Hintergrund der Grab-Offensive ist der Umstand, dass sich Kurt Idrizovic gegenüber der DAZ geäußert hat, dass es eine erschreckende Erkenntnis sei, dass Grab noch nicht verstanden habe, worin die Aufgabenstellung seines Jobs als Kulturreferent eigentlich bestünde. Oberbürgermeister Gribl hat sich ebenfalls in der DAZ für die Weiterführung der bisherigen Öffnungszeiten eingesetzt und die Angelegenheit zur Chefsache erklärt: „Ich werde nach einer Lösung suchen“. Strittig ist in diesem Zusammenhang auch die von Grab im Kulturausschuss am 19. Juli eingeführte „OB-Verfügung“, von der Gribl erst nach der Sitzung in Kenntnis gesetzt wurde.

» Der Kommentar: Des Lesens nicht mächtig

» Stellungnahme der Fraktion PRO AUGSBURG und der Bürgervereinigung PRO AUGSBURG e.V. zum Stadtbücherei-Artikel und -kommentar in der AZ vom 28.07.2010 (pdf via Pro Augsburg)