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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Wie leicht wäre es gewesen, einen Neustart einzuleiten

Warum das Maxfest den Blick auf weiterführende Konzepte verstellt

Kommentar von Siegfried Zagler

Es ist ein Jammer, dass sich heute der Stadtrat vermutlich dem Diktat der Augsburger Allgemeinen und den Geschäftsinteressen der Augsburger Szenegastronomie unterwerfen wird. Wie leicht wäre es gewesen, angesichts der Frauen-WM einen Neustart in die Wege zu leiten. 2011 hätte sich durch das Mega-Ereignis Frauenfußball-WM und das damit verbundene Kulturfestival „City Of Peace“ die große Chance geboten, die kulturelle Nutzung der Innenstadt neu zu analysieren.

Das Maxfest taugt in seiner aktuellen Konzeption nicht ansatzweise dafür, eine Profillinie für denkbare kulturelle Nutzungskonzepte innerhalb des innerstädtischen Raumes zu kreieren, sondern verstellt den Blick auf die Möglichkeiten zielführender Raumkonzepte. Raumkonzepte, die das kulturelle Potenzial dieser Stadt fördern und weiter führen sollen. Und dabei soll es nicht nur darum gehen, die historische Linie zu verfeinern, sondern auch darum, eine Festival-Kultur für den innerstädtischen Raum zu entwickeln. Eine Festivalkultur, die sich am Ensemble der innerstädtischen Plätze verortet.

Wie das geht, haben Richard Goerlich und sein Team mit ihrem WM-Programm schön herausgearbeitet. Ein Konzept, das im Prinzip für eine einmalige Nutzung im Rahmen einer zweiwöchigen Frauenfußball-WM zu schade ist. Eine Eventkonzeption, die den kulturellen Reichtum und die Vielschichtigkeit städtischer Lebensformen reflektiert, sollte nach sechs Jahren monokultureller Sauf- und Fresskultur auf der Maxstraße das Gebot der Stunde sein, doch nun dehnt der Stadtrat möglicherweise das geistlose Partyklimbim auf die kurze Maxstraße und den Rathausplatz aus. Die aktuelle Stadtregierung mit OB Kurt Gribl und Kulturbürgermeister Grab ist nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie mit Geschick daran arbeitet, in kulturellen Angelegenheiten aus dem dunklen Wald heraus zu finden. Einen hochwertigen Kompass hat man ihr kürzlich ins Gepäck gelegt. Man müsste ihr nun erklären, wie der Deckel aufgeht.