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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Schwäbische Unternehmen wehren sich gegen Kürzung der Solarstromförderung

Am 19. März haben sich 16 schwäbische Erneuerbare Energie-Unternehmen zur „ARGE NEUE ENERGIE Schwaben“ zusammengeschlossen und eine Resolution formuliert. Ziel: ein gemeinsames Nein zur Berliner Solar-Politik.

Geringe Einsparung, großer Schaden: die geplante Kürzung der Solarförderung (Grafik: Bundesverband Solarwirtschaft)

Geringe Einsparung, großer Schaden: die geplante Kürzung der Solarförderung (Grafik: BSW Solar)


In der gemeinsam verabschiedeten Resolution appelliert die Arbeitsgemeinschaft aus Schwaben an alle Bundestagsabgeordneten, sich für die Energiewende, moderne Unternehmen und deren Arbeitsplätze einzusetzen.

„Schwaben gehört zu den drei Solarspitzenregionen Deutschlands“, so die Arge in einer Presseerklärung. Rund 70.000 Solaranlagen erzeugen hier elf Prozent des verbrauchten Stroms (Bundesdurchschnitt: fünf Prozent). Entsprechend hoch ist die Zahl der schwäbischen Arbeitsplätze, die von der Photovoltaik abhängig sind: Im Photovoltaik-Handwerk direkt sind es 3.000, weitere 6.700 hängen mittelbar am Anlagenbau.

Absenkung der Förderung um über 30% in einem Jahr

Zum 1. Januar 2012 waren die Einspeisetarife für Solarstrom um 15% abgesenkt worden, eine Absenkung um weitere 15% zum 1. Juli steht bereits heute im Gesetz. Neue Anlagen hätten ihren Strom dann je nach Größe noch für 15 bis 21 ct/kWh verkaufen können. Die jüngsten Pläne der Bundesregierung sehen nun eine weitere, von Firmen und Kunden unerwartete vorgezogene Kürzung vor: In mehreren Degressionsstufen, beginnend bereits am 1. April, soll die Solarförderung zusätzlich reduziert werden, je nach Größe und Art der Anlage auf einen Einspeisetarif von etwa 12 bis 18 ct/kWh bis Jahresende. Erklärtes Ziel der Bundesregierung: Der jährliche Zubau an Leistung aus Solaranlagen soll von derzeit 7,4 Gigawatt auf einen Korridor von 1 bis 2 Gigawatt zurückgefahren werden.

Verringerter Zubau gefährdet 100.000 Arbeitsplätze

Photovoltaik

Immer weniger rentabel: Photovoltaik auf dem Dach


Die angestrebte Verringerung des PV-Zubaus auf etwa ein Fünftel des heutigen Umfangs bremse nicht nur die Energiewende, so die Arge in ihrer Resolution, sondern „würde zwangsläufig die meisten Solarfirmen mit jetzt beachtlicher Wertschöpfung treffen und über 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährden“. Die Auswirkungen spüren die Solar-Unternehmen bereits heute massiv. Franz Rebele, Energietechnik-Unternehmer aus Buchdorf, hat ab 1.April keinen einzigen Photovoltaikauftrag mehr und ist damit nicht allein: Potenzielle Neukunden warten angesichts der unklaren Fördersituation ab, zudem würden viele Investitionen unrentabel, wenn die Kürzung wie angekündigt kommt.

Auch Martin Schneider, Geschäftsführer von meteocontrol, einem großen Beratungsunternehmen im Bereich der Solarenergie, befürchtet gravierende Auftragseinbrüche im zweiten Halbjahr. Das Argument der Bundesregierung, Solarstrom sei ungleichmäßig verfügbar, müsse in Zeiten der Nichtverfügbarkeit durch andere Kraftwerke ersetzt werden und vertrage deshalb keinen weiteren Ausbau, lässt Schneider nicht gelten und verweist auf die Technologie „Power to Gas“, durch die Solarstrom speicherbar wird. Die in Deutschland verfügbaren Flächen, z.B. auf Dächern, würden in Verbindung mit der neuen Speichertechnologie problemlos einen Ausbau der Photovoltaik auf das Vierfache der heutigen Kapazität zulassen, so Schneider. Zudem entstünden bei der Photovoltaik keine Netzausbaukosten, da Solarstrom dezentral erzeugt werde.

Grüne und Unternehmer sind sich einig

Gehör gefunden haben die Firmen der Arge bei den Augsburger Grünen, die sich in ihrer Stadtversammlung am vergangenen Dienstag mit der zusätzlichen Kürzung der Solarförderung beschäftigten und weitere Aktionen ankündigten. „Selten zuvor hat die Ankündigung einer Gesetzesänderung zu einer derartigen Stornierungswelle in der deutschen Wirtschaft geführt, wie die angedrohte Kürzung der Solarförderung“, so die Grüne Landtagsabgeordnete Christine Kamm. Die Pläne der Bundesregierung nähmen den Handwerksbetrieben jegliche Planungssicherheit.

» Solar-Resolution der Arge Neue Energie Schwaben (pdf, 54 kB)

» Bundesverband Solarwirtschaft: Argumente zur aktuellen EEG-Debatte (pdf, 1,9 MB)