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Dienstag, 26.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kommentar: Zielverkehr tabu?

„Die Grünen zeigen sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Ideenwettbewerbs Innenstadt Augsburg“. „Mit der gestrigen Entscheidung der Jury zur Neugestaltung des Elias-Holl-Platzes zeigen sich die Grünen sehr zufrieden“. Zwei Wettbewerbe in einer Woche, zwei Pressemitteilungen, zweimal heile grüne Welt. So scheint es.

Weiterlesen fördert allerdings eine zutiefst ambivalente grüne Haltung zum motorisierten Individualverkehr zutage. Fokus Elias-Holl-Platz: dort werden die 14 Parkplätze, die in der Ausschreibung verlangt waren, als „störend“ empfunden. Das verwundert, schließlich wurde der Elias-Holl-Platz-Wettbewerb im vergangenen Sommer auch mit grüner Stimme beschlossen, inclusive des Erhalts der Parkplätze.

Noch mehr verwundert aber das Argument: Der Ideenwettbewerb Innenstadt muss herhalten, sein Ergebnis wird auf die „deutliche Botschaft“ einer „konsequenten Reduzierung des Individualverkehrs“ verknappt. In unzulässiger Weise, weil nicht zwischen Durchgangs- und Zielverkehr unterschieden wird. Diese undifferenzierte Verkürzung der Botschaft wird der Intention des Preisträgers in keinster Weise gerecht.

„Transit ist tabu“, so brachte vor einer Woche Architekt Eberhard Wunderle vom Siegerteam sein Motto vor 350 Zuhörern im Zeughaus auf den Punkt. Durchgangsverkehr nein, Zielverkehr gerne. Und zwar sehr gerne. Gute Erreichbarkeit mit dem individuellen City-Zielverkehr, mehr Parkraum durch eingesparte Fahrspuren, besseres Kurzparken und Parken allgemein zieht sich als maßgebliche Leitidee und Vision durch den Innenstadt-Siegerentwurf. Und nur so wird er auch akzeptiert werden. Gerade mal eine Woche später dem Zielverkehr die ersten Parkplätze wegnehmen zu wollen ist die falsche Konsequenz aus dem Wettbewerb und konterkariert den großen Wurf.

Bruno Stubenrauch