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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Anklage gegen Schley

Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat gegen CSU-Stadtrat Tobias Schley Anklage erhoben. Schley wird zusammen mit zwei Bekannten versuchte räuberische Erpressung, Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung vorgeworfen.

Am 11. Dezember 2011 stiegen um 5 Uhr 20 zwei Männer in ein Taxi und gaben nach wenigen Metern Fahrt ihr Ziel an: Gersthofen. Der Taxifahrer gab den Männern Auskunft, dass er nicht dorthin fahren wolle, da er sonst nicht rechtzeitig Feierabend machen könne, er müsse in Kürze zum Wechselplatz nach Lechhausen, wo der Tagfahrer auf den Wagen warten würde – und verlangte den Fahrpreis von drei Euro, worauf sich ein Streit zwischen Fahrgästen und Taxifahrer entwickelte, in den vier Türsteher des Yum-Clubs eingriffen – und Tobias Schley. Über den Ablauf der folgenden Geschehnisse gibt es unterschiedliche Darstellungen. Schley betonte gegenüber der DAZ, dass er nicht mit dem Taxifahrer gesprochen habe, sondern versuchte, auf die Türsteher deeskalierend einzuwirken. Der „Taxler“, ein Parteimitglied der Augsburger Linken, stellte der DAZ den Sachverhalt anders dar: Schley sei zwar nicht der Hauptakteur der Geschehnisse gewesen, aber Deeskalationsverhalten sei etwas anderes.

OB Gribl: “Klare Verhältnisse schaffen”

Die Anklageerhebung hat bereits erste politische Folgen: Schley trat von seinem Amt als Vorsitzender des Kreisverbandes West zurück, was wohl die Konsequenz beinhaltet, dass Tobias Schley auch aus dem Bezirksvorstand der Augsburger CSU ausscheidet, da er in dieses Gremium nicht gewählt wurde, sondern diesen Sitz kraft seines Amtes als Vorsitzender des Kreisverbandes innehat. – Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl sieht Schley offenbar immer noch von der Partei geschützt, weshalb er sich gestern in Richtung CSU-Chef Johannes Hintersberger dafür aussprach, „klare Verhältnisse“ zu schaffen. CSU-Fraktionschef Bernd Kränzle sieht Beratungsbedarf: „Das Thema muss zusammen mit Tobias Schley besprochen werden.“ Stadtrat Schley war gestern für die DAZ nicht zu erreichen.