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Donnerstag, 21.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Der Stempflesee will bleiben, wie er ist

Städtische Informationsveranstaltung zur Ufersanierung



Gaben auf dem Podium Auskunft (v.l.): Volker Schafitel, Architekt, Anette Vedder, Leiterin des Amtes für Grünordnung, Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands der Stadt Augsburg, Ralph Neumeier, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth, Eva Sailer, Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH und Hartmut Dauner, leitender Direktor der Stadtforst­verwaltung Augsburg.

Rund 80 Bürger fanden am Mittwoch den Weg zu einer Informations­veranstaltung zum Stempflesee in den Stadtwerkesaal am Hohen Weg. Mit Dr. Werner Lorbeer, Beate Schabert-Zeidler (beide Pro Augsburg), Hedwig Müller, Juri Heiser (beide CSU), Dr. Stefan Kiefer (SPD), Reiner Erben (Grüne), Rose-Marie Kranzfelder-Poth, Rainer Schönberg, Regina Stuber-Schneider (alle Freie Wähler) und Umweltreferent Rainer Schaal als Gastgeber war außerdem ein Sechstel des Augsburger Stadtrats im Saal. Thema war die umstrittene Ufersanierung des Stempflesees im Augsburger Siebentischwald, die beim Spatenstich Ende Mai vom Umweltreferenten angesichts von Bürgerprotesten gestoppt worden war.

Vier baumschonende Varianten

Uferverbau aus Holz: Vorschlag von Volker Schafitel

Uferverbau aus Holz: Vorschlag von Volker Schafitel


Rainer Schaal präsentierte zu Beginn der Veranstaltung vier mögliche Sanierungsvarianten: die vom Stadtrat beschlossene Amtsplanung mit einer abgeflachten Uferbefestigung aus Jurakalk­blöcken und der Anlage von schilfbewachsenen Biotopbereichen, einen Vorschlag des Architekten Volker Schafitel mit Holzverbau im Charakter des historischen Parksees, einen Vorschlag des Baumfachmanns Bernd Koroknay mit Steilufern aus Stein und eine aus den drei anderen Vorschlägen gemischte Variante. Anschließend wurde in zwei kurzen Filmeinspielern die baumschonende Durch­führ­barkeit der beiden grundsätzlichen Varianten mit Steinblöcken und Holz durch Fachfirmen demonstriert. Die kostengünstigere Ausführung mit den größeren Maschinen der Forstverwaltung hätte Baumfällungen erforderlich gemacht – ein Hauptkritikpunkt der Bürger beim verunglückten Spatenstich.

Trinkwasserschutz ist vorrangiges Ziel

Konsens bei den Experten auf dem Podium gab es nur zum Trinkwasserschutz. So dürfe weder bei den Bauarbeiten noch bei einer eventuellen Entschlammung Seewasser in den Untergrund dringen, da dieses laut Gesundheitsamt von schlechter Qualität und durch Wasservogelkot mit Bakterien und Keimen aller Art belastet sei, „die wir nicht im Trinkwasser haben wollen“.

Die städtische Variante mit der Anlage von Biotopzonen fand vor allem Zustimmung von Anette Vedder, seit vier Wochen neue Leiterin des Amtes für Grünordnung. Auch für Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands, war die Anlage eines Biotops „zunächst mal grundsätzlich nichts Schlechtes“. Dass ein Biotop die Wasserqualität verbessern würde, stand für die beiden außer Frage. Angesichts genügend anderer Möglichkeiten für Biotope im Stadtwald müsse der Stempflesee aber nicht zu einem Biotop umgewandelt werden, so Liebig.

Die Bürger wollen kein Biotop

Gegen ein Biotop und für den Erhalt des Parkseecharakters sprach sich Architekt Volker Schafitel aus, von dem der Vorschlag für die Erneuerung des Holzverbaues in seiner historischen Form stammte. Schafitel fand Unterstützung bei Ralph Neumeier, dem Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth: „Der See ist nie als Biotop angelegt worden und auch nicht als solches qualifiziert“, so Neumeier.

Kam bei den Bürgern nicht an: Koroknays Vorschlag für ein bassinartiges Steinufer

Kam bei den Bürgern nicht an: Vorschlag von Bernd Koroknay (Mitte) für ein bassinartiges Steinufer


Das Saalpublikum – darunter Karin Wagner, Arno Hüttler und Claudia Ziegler, die 1.500 Unterschriften gegen die Pläne der Stadt gesammelt haben – war deutlich für den Erhalt des Sees in seiner heutigen Form gestimmt und konnte sich mit den gezeigten Steinufer-Varianten nicht anfreunden. Hartmut Dauner, leitender Direktor der Stadtforstverwaltung Augsburg und verantwortlich für die Kennzeichnung von ursprünglich 50 zur Fällung bzw. Aufastung vorgesehenen ufernahen Bäumen, wollte sich den Schwarzen Peter für die Amtsplanung nicht zuschieben lassen: „Hier stehe ich und kann nicht anders“. Er müsse ausführen, was der Stadtrat beschließe. Umweltausschuss und Stadtrat haben nun in ihren nächsten Sitzungen am 23. und 25. Juli Gelegenheit zum Umdenken.