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Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Tanzverbot – endlich mal wieder

Am Freitag: Swing im Parktheater

Von Frank Heindl

Bekannt geworden ist “Swing tanzen verboten!” durch die Stadttheater-Produktion “Swing Alive” in der Spielzeit 2006/2007. Dass das Stück meistens ausverkauft war, lag ebenso an Jochen Heckmanns Balletensemble wie an der Band und der Musik, die hinter all dem standen. So war denn die erste CD, die das Ensemble zusammen aufnahm, nicht nur ein Verkaufserfolg, sondern zog auch eine Menge Konzerte nach sich. Nun ist die zweite CD fertig: “The Choo Shoo Sing Swing Songbook” ist nach der bewährten Rezeptur entstanden und wird am kommenden Freitag (8. Januar, 19.30h) im Parktheater erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Deutsch-Swing" at its best: Die vier Männer von "Swing Tanzen Verboten" ...

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Mit der Musik, die heutzutage so herrlich unbeschwert klingt, konnte man während der Nazizeit echte Probleme bekommen. Komponisten und Musiker, die Swing schrieben und aufführten, wurden verfolgt, außer Landes gejagt, der Stil war als “Kulturbolschewismus” verschrieen, Swing zu tanzen war schlichtweg verboten – daher der Name des Ensembles. Die Swingmusik war allerdings nicht totzukriegen – zwar ging’s erst nach Kriegsende wieder so richtig bergauf mit Swing und Jazz, aber auch unter Hitlers Kulturbanausen schufen sich einfallsreiche Musiker ihre Nischen. Amerikanische Titel wurden eingedeutscht, umgetextet, neu arrangiert, um sie vor der Zensur zu retten. Und in den Tanzlokalen schalteten die Bands flugs auf “erlaubte” Melodien um, wenn Kontrolleure nahten.

... und der weibliche Gegenpart an den Gesangsmikros

... und der weibliche Gegenpart an den Gesangsmikros


Kaum zu glauben, dass ein lustiger Titel wie “Lass mich dein Badewasser schlürfen” mal auf dem Index stand. Einzige Erklärung: politische Dummheit kennt keine Grenzen. Glücklicherweise ist das vorbei. “Swing tanzen verboten!” haben das wunderbare Stück ans Ende der neuen CD gestellt – hier dürfen auch mal die Männer stimmlich ran und tun das mit Begeisterung und Spaß am schwülstig überdrehten Text. Ansonsten ist das vokale Geschehen wieder voll in den bewährten Händen des Frauenensembles: Barbara Frühwald, Ute Legner und Andrea Rother, allesamt auch mit anderen Formationen in Augsburg sattsam bekannt, bringen mit zeittypischem Satzgesang die alten Zeiten zurück, machen Uralt-Ohrwürmer im neuen Gewand zum Revival-Erlebnis. “Moonglow” zum Beispiel kennt ja beinahe jeder – aber wer weiß schon, dass die wunderschöne Edelschnulze in den 30er Jahren hierzulande als “Die Musik spielt ganz leise” bekannt war und gesungen wurde? Ähnliches gilt für “Cheek to cheek” – als “Fräulein, kleines Fräulein” ist der Welthit eher unbekannt, entfaltet aber in der deutschen Fassung einen außerordentlichen Vorkriegs-Charme, der dem geläufigen englischen Text abgeht. Dann gibt’s noch “Sing, sing, sing”, dann gibt’s den “Schlangenbeschwörer” und … und … und. Die CD enthält 15 Titel, präsentiert von in Augsburg bestens bekannten Jazzern: Daniel Mark Eberhard an Klavier, Sax und (herrlich musettehaft gespieltem) Akkordeon, Josef Holzhauser an Gitarre und Trompete, Uli Fiedler am Bass und Walter Bittner am Schlagwerk. So kann man sich ein Tanzverbot gefallen lassen – endlich mal wieder!

Zu kaufen gibt’s das druckfrische Werk in diversen Platten- und Musikläden, zum Beispiel im Musikhof in der Maxstraße, bei Böhm & Sohn (Ludwigstraße) und im Weltladen in der Altstadt. Auf der Homepage von “Swing tanzen verboten!” ist die neue CD noch nicht angekommen – aber das kann nur noch ein paar Tage dauern. Vor allem aber kann man die CD im Rahmen des Release-Konzertes am Freitag (19.30h) im Parktheater erwerben. Dort wohl auch aus den Händen der Musiker selbst und mit Original-Autogramm.

Konzerttickets über den Parktheater-Ticketservice (Werktags 9-18h, Samstags 9-13h) und an der Abendkasse 1 Std. vor Veranstaltungsbeginn,

Tel.: 0821/906 22 22 oder ticket@parktheater.de


Internet:

» www.swing-alive.de

» www.parktheater.de